Trickfilm-Helden gegen Untersuchungsangst in der Radiologie

Vor allem bei Untersuchungen in der Magnetresonanztomografie können Kinderfilme den kleinen Patienten helfen, zur nötigen Ruhe zu kommen und so Narkose oder Sedierung zu vermeiden.

Auch für Erwachsene ist eine Untersuchung in einem Magnetresonanztomografen (MRT) eine unangenehme Erfahrung. Noch mehr gilt das für Kinder: ein steril wirkender Raum voller technischer Apparaturen, das in grossen Teilen fremde medizinische Personal, vielleicht die Sorge in den Augen der Eltern und nicht zuletzt die Ungewissheit, welches Ergebnis die Untersuchung bringen wird. Die MRTRöhre selbst ist eng und laut. Das alles kann Angst und Unruhe hervorrufen und schafft keine guten Voraussetzungen, um  lange Zeit ruhig und still zu liegen – und ein MRT kann bis zu einer Stunde und mehr dauern. Ruhe ist aber zentral für ein aussagekräftiges Untersuchungsergebnis, denn schon kleine Bewegungen können die Aufnahmen weitgehend unbrauchbar machen. Dennoch ist das MRT gerade in der Kinderradiologie die Methode der Wahl: Im Gegensatz zur Computertomografie gibt es keine Röntgen-Strahlung und eines unserer zentralen Anliegen muss es sein, Strahlung bei Kindern weitestmöglich zu vermeiden.

Wie also können die Patienten zur Ruhe kommen? Grössere Kinder schaffen das mit guter Vorbereitung und dank Musik oder Hörspielen auf den Ohren oft ganz gut alleine. Bei Babys machen wir – wenn möglich – sogenannte «Schoppen-MRT», d. h., kurz vor der Untersuchung erhält das Kind seine Milch, schläft ein und verträumt so die ganze Untersuchung. In allen anderen Fällen aber muss der Patient mit Medikamenten in Narkose oder zumindest in Sedation, d. h. einen tiefen Dämmerzustand, versetzt werden.

So stellt sich die Frage, wie man ein kleines Kind so beruhigen und ablenken kann, dass es eine MRT Untersuchung ohne Medikamente ruhig hinter sich bringen kann. Die meisten Eltern werden es wissen: Kaum etwas fasziniert ein Kind so wie das Schauen eines passenden Filmes. Wenn also ein kleiner Patient mit grossen Augen die Erlebnisse seiner geliebten Zeichentrick-Helden am Bildschirm verfolgen kann, besteht eine gute Chance, dass er auch die lange Zeit im MRT ruhig liegend durchhält – ganz ohne Narkose. Eine Studie hat gezeigt, dass sich mit Filmen die Narkose- Notwendigkeit bei vier- bis sechsjährigen Kindern um ca. ein Drittel reduzieren lässt.1

In ähnlicher Weise können Filme Kindern auch bei Ultraschall-Untersuchungen helfen, bei denen grundsätzlich nicht narkotisiert oder sediert wird: Sie sind so in der Lage, die ebenfalls nicht angenehme, ca. dreissigminütige Untersuchungszeit ruhig zu bleiben, ohne dass die Eltern gezwungen wären, ihre sich wehrenden Kinder festzuhalten. 

Speziell beim MRT gibt es auch einen Nutzen für die medizinische Forschung: Auf einem Bildschirm lassen sich ausser Unterhaltungsfilmen auch bspw. Testaufgaben anzeigen. Wenn ein Kind etwa während der Untersuchung eine Rechenaufgabe angezeigt bekommt, kann der Untersucher anschliessend auf den MRT-Bildern sehen, wie die verschiedenen Hirnareale reagiert haben, während das Kind diese Aufgabe löste. So können Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Funktionsweise des Gehirns erhalten. Für die Ultraschall-Räume können relativ einfach Bildschirme angeschafft werden, für den MRT-Raum ist das deutlich schwieriger: Das starke Magnetfeld dort verwandelt einen normalen Fernseher binnen Sekunden in Elektromüll. Also muss ein Bildschirm speziell MRT-tauglich konstruiert sein und ist entsprechend kostspielig.

Dank grosszügiger Sponsoren und der Stiftung Pro UKBB wird es aber am UKBB bald möglich sein, Ultraschall- und MRT-Untersuchungen fast zum Kinobesuch werden zu lassen – ohne Gesundheitsrisiko und ohne Angst. Text: UKBB, Pädiatrische Radiologie

Quelle:
1 Panus J., Goldschmidt K., Creative use of technology for distracting children for MRIs, in: J Pediatr Nurs. 2014 Jan – Feb; 29(1): 94 – 5.

Bild: Modell eines Magnetresonanztomografen (MRT)

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