Fütterstörungen

Symptome

Wenn ein ständiges Unvermögen adäquat zu essen über längere Zeit (> 1 Monat) vorhanden ist, wird von einer Fütterstörung gesprochen. Die betroffen Kinder weigern sich durchgängig altersadäquat zu essen. Dabei kann altersadäquat vielerlei bedeuten, und die Störung ist nicht zwangsläufig nur durch eine mangelnde Nahrungsaufnahme beziehungsweise Gewichtsabnahme definiert, sondern kann auch bestimmte Verhaltensmuster umfassen, wie beispielsweise ein genereller Mangel an Interesse am Essen oder eine ungünstige Art zu essen (z.B. nur im Schlaf oder extrem selektiv). Die Fütterungsproblematik darf jedoch nicht allein durch einen Nahrungsmangel bedingt sein und muss vor dem 6. Lebensjahr beginnen. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts oder andere organische Erkrankungen müssen abgeklärt werden.

Eine besondere Form der frühkindlichen Fütter- bzw. Essstörung ist die Sondendependenz. Von Sondendependenz wird dann gesprochen, wenn aufgrund erfüllter medizinischer Indikation die Sondenernährung beendet werden könnte, der Übergang zu einer ausreichenden oralen Ernährung vom Kind jedoch nicht gemeistert wird. Das Kind wird somit unbeabsichtigt von der ursprünglich nur als vorübergehend geplanten Sondierung ohne weitere medizinischen Indikation abhängig. Bei dieser Form der Fütterstörung haben wir es mit einem aktiven Widerstand beziehungsweise starker Abwehr gegenüber oraler Ernährung zu tun, die bei jedem Kontakt mit flüssigen, breiigen und festen Speisen erfolgt. Somit wird die Sondierung bei ausreichender körperlicher und oralmotorischer Funktion allein aufgrund der anhaltenden Nahrungsverweigerung fortgesetzt.

Ursache

Die Ursachen für eine Fütterstörung können sehr unterschiedlich sein und sind als Folge komplexer Wechselwirkungen zwischen kindlichen, interaktionellen und elterliche Faktoren zu verstehen. Aus diesem Grund durchlaufen Kinder mit Verdacht auf eine Fütterstörung in einem ersten Schritt eine ambulante Diagnostikphase . Dabei wird die Familie von dem interdisziplinären Team der Gastroenterologie, Ernährungsberatung, Logopädie und Kinderpsychiatrie betreut.

Diagnose

In einem Erstgespräch, welches unter Mitwirkung der Ernährungstherapie und der Logopädie stattfindet, werden soziale Aspekte wie zum Beispiel der familiäre Hintergrund oder Umgebungsfaktoren analysiert. Organische Grunderkrankungen werden ausgeschlossen. Die Behandlung erfolgt interdisziplinär in Zusammenarbeit mit der Pädiatrie, Logopädie, Ernährungsberatung und der Kinderpsychiatrie. Alle Disziplinen übernehmen dabei tragende Rollen im therapeutischen Prozess und sind im ständigen Austausch.

Therapie

Aus der Vielschichtigkeit der Problematik ergibt sich die Notwendigkeit eines multidisziplinären Betreuungsansatzes. Notwendige Voraussetzung für eine Behandlung ist die vorangegangene ausführliche diagnostische Abklärung. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt eindeutig auf interaktionellen Elementen. Bei leichten, vorübergehenden Fütterungsproblemen bei gesunden Kindern ist eine ambulante Behandlung durchführbar. Oft genügt eine einfache Beratung der Eltern.

Wann ist eine stationäre Behandlung nötig?
Bei schweren, chronifizierten Problemen sowie bei schweren organischen Begleiterkrankungen oder einer tiefgreifenden Beziehungsstörung ist meist eine stationäre Behandlung mit einem interdisziplinären Therapeutenteam indiziert. Der wesentliche Pfeiler der Therapie bei frühkindlichen Ess- und Fütterstörungen ist eine Esstherapie, begleitet von spezialisierten Logopäden und Psychotherapeuten. Bei Schluck- und Kauschwierigkeiten kann vorgängig ein Training der oralen Sensibilität und der Mundmotorik notwendig sein. Unter stationären Bedingungen erfolgt ein graduelles Essenstraining durch erfahrenes Pflegepersonal. Eine Tagesstrukturierung der Mahlzeiten mit Phasen von Nahrungsabstinenz ist notwendig, um das Hungergefühl des Kindes zu aktivieren. Daneben werden videogestützte Interaktionstherapien speziell der Essenssituation durchgeführt.

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